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Träume, die man leben kann

Clément ist ein kleiner Junge in einem Dorf mitten in Burgund. Wenn ihn im Schlaf aus den Traumwelten Wellen von Grün, Türkis und Blau erreichen, taucht er ein in das warme Leuchten, das voller Versprechungen ist. Seitdem versteht Clément auch die exotische Sprache der Menschen, die er in den Träumen trifft, und je vertrauter ihm die Fremden werden, umso fremder wird ihm das Leben in seinem Dorf in der französischen Provinz. Auf der Flucht in die Welt lernt er Freunde und Frauen, Drogen, Sex und den Tod kennen, verliert sich beinahe, bis er zu seiner Musik findet – und dann, als er nicht mehr daran glaubt, dem unfassbaren Glück begegnet.

Es treten auf: das Schicksal, Tragik und Komik,

eine Menge Frankreich, ein wenig Musik,

und schließlich die Liebe, die alles besiegt.

Auf der Literatur-Couch: Gespräch mit dem Autor

Leseprobe

Wenn man in den Ort im Herzen Burgunds hineinfährt, kommt man – aus welcher Richtung auch immer – unweigerlich zur Kirche Saint Ghislain mit ihrem schiefen Dach. Davor liegt ein abschüssiger Platz, den die zweigeschossigen grauen Sandsteinfassaden mit verschlossener Miene anschweigen und an dessen unterem Ende das kleine Rathaus von St. Didier-les-Saules missmutig hinaufschaut, davor das Kriegerdenkmal. In der oberen Hälfte des Platzes zweigt links eine Gasse ab, schlägt ein Haken nach rechts, und da steht man schon vor dem Anwesen der Familie Robin: Wohnhaus, Hof, Werkstatt, ein paar niedrige Nebengebäude, dahinter ein trostloser Garten. Heute wohnt hier eine Frau aus Paris mit ihrem Freund, der aus Australien oder Neuseeland zugeflogen sein soll. Sie gibt Mal­kurse, im Sommer ist das Haus voll, viele Frauen, auch einzelne Männer. Dann und wann zieht eine Gruppe, bepackt mit Staffeleien, Mal- und Picknick­utensilien früh morgens hinaus in die Natur, manchmal sitzen sie alle im Hof, es wird viel geschwiegen und dann wieder viel gelacht. Was sie sonst so machen, wo sie alle schlafen: Wen interessiert das heute noch? Einmal im Jahr, außerhalb der Saison, veranstaltet Mélanie, die Malerin, eine Ausstellung im Atelier, das mal eine Werkstatt war, „um den Bürgerinnen und Bürgern von St. Didier-les-Saules etwas zurückzugeben“, wie sie sagt. Die kommen auch, schauen sich die Bilder an, trinken ein Glas Wein, das ihnen Neil, der Australier (oder Neuseeländer) eingießt, und gehen wieder. Gekauft hat noch niemand jemals etwas.
Hört euch einen Auszug aus dem Roman an, gelesen vom Autor. Der Auszug beschreibt den Moment, da Clément zum ersten Mal auf die Traumgestalten trifft.


Noch eine Leseprobe:

»In Saint-Didier, wo ich herkomme, war noch nie jemand anderswo, glaube ich.« Er dachte nach, ob ihm jemand einfiele, der so etwas wie eine Reise unternommen hatte. »Außer im Krieg«, fügte er an. »Ich habe aber Schulkameraden in Dijon, die sind mit ihren Eltern schon an der Côte d’Azur gewesen oder in Paris, im Val d’Isère zum Skifahren, einer war schon mal in Martinique …«
»Und wohin würdest du gern mal reisen?«
Clément zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung.«
Mimi knabberte an der Kruste ihres Baguettes. »Also, ich glaube, wenn ich könnte, ich würde in die Südsee reisen.« Und nach einer kleinen Weile fügte sie hinzu: »Stell dir vor: wir zwei auf Tahiti!«
Nachdem sie gegessen, von der Limonade getrunken und eine Weile nur so dagelegen und in den Him­mel geschaut hatten, sprang Mimi plötzlich auf. »Lass uns schwimmen gehen!« rief sie und schüttelte ihre Sandaletten von den Füßen.
»Ich habe aber keine Badehose dabei«, wandte Clé­ment ein.
Mimi lachte. »Du brauchst doch keine Badehose. Oder ist deine Unterhose so schmutzig?« Sie hatte die Bluse ausgezogen, ihre gelbe Caprihose und ihr Unterhemd und stand, nur mit ihrem Schlüpfer bekleidet vor ihm. Er schaute angestrengt an ihr vorbei und erhob sich langsam. »Na komm, mach schon, du Hasenfuß!« Sie ging voraus, und er betrachtete ihren schmalen Rücken, ihren Hintern unter dem rosa-gestreiften Stoff, die muskulösen Beine. Schnell warf er seine Kleider von sich, schnell lief er ihr nach, an ihr vorbei und sah zu, dass er ebenso schnell im flachen Wasser untertauchte. Sie schwammen umeinander, spritzten sich gegenseitig nass, schwammen um die Wette und ärgerten sich, dass sie keinen Ball mitgenommen hatten. Doch, doch – das war schön, das war wunderschön, dachte er, befreit, gelöst, und wenn er an die Nachmittage am Serein dachte, dann musste er lächeln: Kinderkram, dachte er.

Und noch eine:

Es war ein besonderer Tag, nicht ausgelassen fröhlich, wie das Weihnachtsfest in Familien gefeiert werden mochte, die auf diesen Tag hingelebt hatten als den wichtigsten des Jahres mit allerhand Vorbereitungen, vom Einkaufen, Kochen und Backen, dem Dekorieren und Ausschmücken des Hauses, dem Basteln, Kaufen und Verpacken von Geschenken bis hin zur inneren Einkehr, dem Fasten, der Beichte am Vortag. Der Tag enttäuschte aber auch niemanden in der Rue de l’oubli, wie es dort geschehen mochte, wo die Erwartungen aller an alle hoch, der eigene Beitrag niedrig, der Anspruch an das Leben genauso ungezügelt wie die gescheiterten Hoffnungen groß waren, wo man schnell bereit war, Schuldzuweisungen auszusprechen, niedrig die Schwelle der Frustration, kurz der Weg zur Verbitterung und – schlimmstenfalls – groß die Bereitschaft zur Gewalt gegen andere oder sich selbst. Es war ein heiterer Tag, an dem sich alle drei entspannt, gelassen und einander zugewandt verhielten. Man war zufrieden mit Essen und Trinken und der Geselligkeit, die nichts verlangte außer ein wenig Vertrauen und Nachsicht. Es wurde viel gelacht, nicht immer wusste jeder warum, jeder erzählte ein, zwei kleine Geschichten aus seinem Leben, da wo es gerade in die Unterhaltung passte und gerade so viel, dass die anderen nicht Schlüsse grundsätzlicher Art ziehen konnten. Wie Marie ihren zweiten Mann, LeGoff, den Vater Normands und eines Mädchens, die Eier abbiss – fast, fast! schränkte sie gleich ein, bevor das ›Oho! O làlà!‹ zu ungestüm wurde –, als sie erfuhr, dass er sich gleichzeitig mit ihrer Stiefmutter und ihrer Schwester vergnügte. (Marie war damals mit ihrer Tochter schwanger, von der sie nichts weiter erfuhren, als dass sie Carla hieß und irgendwo auf dieser Welt lebte.) Oder wie Tiago – er war dreizehn oder vierzehn Jahre alt – in die Küche kam, als seine Mutter gerade auf seinen Vater schoss. (»Du papistische Hure!« hatte dieser zuvor ausgerufen, erinnerte sich Tiago; sein Vater war ein in der Wolle gefärbter Kommunist.)


Aus dem Blau dieses unfassbare Glück

Taschenbuch, 275 Seiten, 11,90 EUR

ISBN 978-3754114223

E-Book 8,90 EUR

ASIN B0916Z1ZM9

Kann man kaufen, zum Beispiel: Hier


Leserstimmen

„Ich habe Ihr Buch mit Spaß innerhalb von zwei Tagen gelesen. Es war echt spannend.“
„Klasse! Liest sich sehr gut, tolle Sprache!“
„Der Traum, diese besondere Form des Bewusstseins, formt ein ganzes Leben, bis Traum und Leben eins werden – ein tröstender Gedanke, ein großartiges Buch“
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